Freitag, 5. September 2008

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Donnerstag, 4. September 2008

Gedankengang des Interviews

Zum Verständnis dieses Werkes entschieden wir uns dazu ein Interview mit Kurt Pinthus zu erstellen. In diesem wollen wir dessen Intentionen und deren sprachliche Umsetzung, sowie den Inhalt des Textes klar stellen. Hinter dem Text "Die Überfülle des Erlebens" steckt mehr und genau das bringen wir euch mit Interview ein wenig näher.

Interview mit Kurt Pinthus

--> Gedankengang des Interviews

Interviewer: Sehr geehrter Herr Kurt Pinthus, wir haben sie heute zu einem Interview geladen, um mit ihnen über ihr Werk "Die Überfülle des Lebens" zu reden. Schildern sie uns zunächst einmal die Beweggründe ihres Werkes?
Kurt Pinthus: Ich möchte mich zunächst einmal für die herzliche Einladung für dieses Interview bedanken. Mit meinem Bericht möchte ich auf die Gefühlslosigkeit und Unmöglichkeit der Menschehit aufmerksam machen. Heutzutage ist die die Gesellschaft ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit verfallen, da in rascher Folge die Naturwissenschaften eine Reihe von unvorstellbaren Möglichkeiten hervorgebracht hat, die die Gesellschaft ins Chaos hat stürzen lassen. Die Menschen dürfen sich nicht ihrem Fatalismus hingeben, sondern müssen sich gegen die Erstarrung der Sitte wehren.
Interviewer: Das ist ja eine Forderung die der Expressionisten entspricht. Wie setzen Sie ihre Motivationen in ihren Werken um?
Kurt Pinthus: Ich versuche durch meine expressionistischen Werk den Bewusstseinskreislauf jedes Einzelnen zu reanimieren. Die Menschen müssen wieder anfangen sich zu engagieren. Meine Kritik gilt der festgefahrenen und überregelten Gesellschaft. Wir sind zu statisch geworden und brauchen immer wieder etwas Neues, damit wir aus der Lethargie heraus zu einem Prozess der Befreiung und Menschwerdung zurückfinden. Der vergangene Weltkrieg hat die gewünschten Änderungen jedoch nicht gebracht.
Interviewer: Wie setzen Sie diese Grundgedanken sprachlich in ihrem Werk um?
Kurth Pinthus: Ich breche in meinem Werk die traditionellen Formen. Ich baue für den Leser zunächst ein irreale Welt auf, welche durch ungewohnte Rhytmen, sowie abgerissener Sprache entsteht. Einige Beispiele dazu sind die ekstatische Übersteigerung, welche schon im ersten Satz meines Werkes sichtbar wird (Anmerk. Redaktion: "Welch ein Trommelfeuer von bisher ungeahnten Ungeheuerlichkeiten..."). Weiterhin sind mir Metaphern und Symbolisierungen sehr wichtig. ("Unsere Nerven sind trainiert und abgehärtet wie die Muskulatur eines Boxers gegen die schärfsten Schläge..."). Sprachliche Bilder und Wortneuschöpfungen sind sehr nützlich um den subjektiven Ausdruck zu vermitteln. Dafür verzichte ich bewusst auf Füllwörter wie "und", "oder", etc, sowie auf Artikel und Präpositionen, was in meinem text auch bei den vielen Aufzählungen auffallen sollte. ("Unsere Heere überfluteten Europa; Dutzende von Millionen Menschen hungerten jahrelang; aus Siegesbewusstsein..."). Die meisten Wörter entstammen Wortfeldern des Krieges, der Angst oder des Todes, um den Lesern den Ernst der Lage zu vermitteln. Diese dargestellte Welt soll dem Leser nicht die Wirklichkeit verdeutlichen, sondern ganz speziell die Wahrheit übermitteln.
Interviewer: Ich danke Ihnen für dieses kurze, jedoch aufschlussreiche Interview.
Kurth Pinthus: Ich bedanke mich ebenfalls. Auf Wiedersehen.

Gedanken zur Erstellung der Dramenszene

Zunächst einmal habe ich mir nochmals einen Überblick über den Aufbau etc eines "klassischen Dramas" verschafft.
Mir wichtige Punkte dabei waren:
  • 3 Einheiten: keine Zeitsprünge, spielt an einem einzigen Tag, wenige bis gar keine Wechsel des Schauplatzes
  • eine Haupthandlung, welche sich linear und zielstrebig dem ende zuneigt

Nun beschäftigte ich mich mit dem Gedicht und machte mir Gedanken über ein mögliches Thema des Dramas. Ich entschied mich dafür den Inhalt des Gedichtes als eine Art Setting für das Drama zu behandeln (Stadtvierterl, Gassenkot, ungeheurer Schädel, Bettler, magre Kinder etc.). Nach diesem Entschluss informierte ich mich ein wenig über die Atmosphäre eines Vorortes bzw. Vorstadt. Ergebnisse:

  • meist Arbeiterviertel mit ihren Mietskarsernen
  • Ort der in Elend und Armut lebenden Menschen
  • Kranke, Irre und Bettler

Außrdem erfuhr ich das die meisten expressionistischen Gedichte (wie auch das von Georg Heym) die Berliner Vororte behandelten oder beschrieben. Außerdem zeigen viele dieser Gedichte, dass die Großstadt einen erheblichen Einfluss auf das Leben der Menschen hat. Die Atmosphäre in den Vororten wird von dem immer weiter zusammenwachsenden Berlin geprägt. Bei der Version von Georg Heym ist diese Atmosphäre schon nicht mehr vom Großstadtgeschehen zu unterscheiden.

Somit war für mich klar, dass mein Drama in einem Vorort Berlins spielt.

Schließlich fing ich an mir Gedanken zu genaueren Handlungsabläufen zu machen. Zum allgemeinen Verständnis meiner verfassten Exposition beschreibe ich diese kurz von dem gesamten Geschehen des Dramas:

  • Protagonist: Bettler(relativ gesung, Platz unter der Brücke zum schlafen, Frau von Nebenan bringt ihm täglich ein Brötchen, sowie 5 Euro -> es lässt sich leben
  • Antagonist: Chef (möcht neues Firmengelände bauen, welches den Schlafplatz des Bettlers einschließt)
  • Bettler muss seinen Platz räumen und sich etwas Neues suchen ohne Frau von Nebenan
  • stößt auf Abneigung, wird überall fortgeschickt
  • Jugendliche überfallen ihn, klauen sein letztes Hab und Gut, seine Decke, sowie seinen Spendenbecher)
  • aus Verzweiflung kehrt er mit letzter Kraft zurück unter die Brücke, wo die Bauarbeiten bereits eingesetzt haben
  • legt sich dort schlafen
  • erfriert in der Nacht

Ich habe die Exposition gewählt. Daher habe ich mich nochmals kurz über wichtigte Aspekte informiert:

  • wichtige Vorraussetzungen zum Verständnis der Handlung
  • dramatischer Konflikt muss erkennbar werden

Nun fing ich an zu schreiben, erinnerte mich zwischendurch ein wenig an expressionistische Merkmale, wie:

  • viele Monologe
  • Auslassung Füllwörter
  • Sprachknappheit etc.

...und versuchte diese zu berücksichtigen.

Schwer gefallen war mir, dass Ende der Exposition zu finden. ich wählte es nun nachdem der Bettler seine Reise angebrochen hat, da hier der Konflikt, Setting etc. deutlich geworden ist und eine Exposition sollte auch nicht zu viel vorweg nehmen.

--> Zurück zur Dramenszene

Dramenszene aus "Der Bettler"

--> Gedanken zu der Dramenszene (dienen zum Verständnis)

Personen:

  • Bettler
  • Chef (Antagonist des Bettlers)
Erster Aufzug

Unter einer Brücke in einem Vorort Berlin, Schlafplatz des Bettlers

Erster Auftritt
Bettler: liegt unter Brücke, zugedeckt mit einer kleinen Wolldecke Ich bin hilflos, ratlos...-ja sogar richtig verzweifelt. Ich weiß nicht, wie das weiter gehen soll. Dieser ewige Gestank; dieses hässliche, verdreckte Viertel; diese ewige Kälte und immer auf das Mitleid Anderer angewiesen, welche mir etwas spenden Wie bin ich das alles satt. Tage wie heute lassen mich verzweifeln, kein Essen, kein Geld, keine Spenden, nichts... .
Das Einzige, was mir etwas Hoffnung schenkt ist der schreckliche Anblick der Gestalten, die hier Tag für Tag auf und ab laufen...Menschen denen es noch schechter geht als mir. Ihr denkt das geht nicht? - Doch.
Sieh dir dieses Gesocks doch mal an, Blinde, Irre, Kranke soweit das Auge reicht.
Sieh da, spielen Kinder, denen früh man brach die Gliederchen. Sie springen an den Krücken, wie Flöhe weitund humpeln voll entzücken.
Oder dort, die ganzen aufgeblähten Leiber des Hungerns wegen. Menschen haben keine Zähne und Irre lallen vor sich hin.
Zum Glück wurden mir nicht noch mehr Hindernisse in den Weg gestellt. Meinem Körper und Psyche geht es soweit ganz gut; ich kann sogar sagen ich bin gesund. Doch etwas Ausschlaggebendes fehlt mir; das Essen, das Trinken...einfach ein bisschen Geld und ein warmer Schlafplatz...mehr will ich gar nicht.
Aber zum Glück gibt es Frau Müller von Nebenan. Sie bringt mir täglich ein frisches Brötchen, sowie 5 Euro; ohne sie wär ich verloren.
Ich würde auch arbeiten gehen...versucht hab ich es auch schon, doch ich höre immer das Selbe- Nach spätestens zwei Stunden bin ich wieder gekündigt..."Dubist zu langsam"..."Du musst mehr heben", aber was soll ich denn machen, wenn es nicht geht. Ich bin ein sehr kleiner Mann und habe nicht viel Kraft. Eine andere Arbeit als Arbeiter auf dem Bau find ich nicht.
Aber das Verzweifeln bringt mich auch nicht weiter. Ich denke ich halte jetzt erstmal einen kleinen Mittagsschlaf.

Zweiter Auftritt
Bettler: Bald kommt der kalte Winter wieder, also muss ich die letzen Sonnenstrahlen von Wärme noch genießen.
Chef: kommt zu dem Platz neben der Brücke, schaut sich alles genau an, geht dann direkt auf den Bettler zu Bis morgen musst du hier weg, wir bauen hier ein neues Firmengelände hin. mit voller Begeisterung Hier unter der Brücke kommt die Durchfahrt zu den Parkplätzen hin. Es soll alles perfekt werden, da können wir so Einen wie sie hier nicht gebrauchen. Du verschreckst uns die Kunden.

Dritter Auftritt
Bettler: packt seine wenigen Sachen zusammen und steht auf Ich muss weg hier, nur wohin? Es macht keinen Sinn länger hier zu bleiben, sie werden mich hier wegscheuchen; ich brauche einen neuen Schlafplatz. Einen, wo mich keiner wegscheucht, keiner wegschickt. geht ein paar Schritte, zittert vor Kälte Und Frau Müller? Es muss ohne sie weitergehen. Nur wie? Ich muss hier weg, etwas anderes bleibt mir nicht übrig. dreht sich noch einmal um und geht...

Das Bild: Die Großstadt

Wir haben dieses Bild gewählt, da es ein wichtigen Teil des Werkes "Die Überfülle des Erlebens" widerspiegelt. Die Großstadt, welche dieses Bild zeigt, gilt als Ort der Ich-Zerstörung im Sinne der Expressionisten. Der ich-Zerfall besagt das die Menschen Opfer einer übermächtigen Umwelt sind, welche auf sie eindringt. Kurt Pinths sagt in seinem Text aus, dass die heutige erstarrte, korrupte und heuchlerische Gesellschaft eine Menge Lärm, Erregungen und Anregungen ausgesetzt ist und durch diese hat sie sich durchzukämpfen. Die Nerven eines jeden sind zwar abgehärtet, doch durch diese chaotisch verlaufene Entwicklung scheinen Wunder, sowie ungeahnte, nun bestehende Möglichkeiten, Alltäglich zu sein. Des Weiteren können schwerwiegende Menschenunglücke keinen mehr erschüttern.
Alle rennen nur noch mit "Scheuklappen neben Augen" durch die Welt.
Alles in allem denke ich das dies, die Unmöglichkeit der Menschheit und deren Abhängigkeit von ihrer eigenen Schöpfung, in dem ausgwählten Bild sehr gut zu erkennen ist.
Die Farben , schwarz und weiß, finde ich ebenfalls gut gewählt, da die Gesellschaft gefühlslos und egoistisch ist. Es gibt somit nur eine "Schwarz-weiß-Sicht".Farben drücken immer eine Art von Emotionen oder Ähnliches aus was in dieser Gesellschaft nicht mehr vorhanden ist. Außerdem lässt der von Kurt Pinthus beschriebene schnelle Fortschritt an Möglichkeiten keinen Platz für "Zwischenposten", wie Farben.

Mittwoch, 3. September 2008

Georg Heym

*30. Oktober 1887 in Hirschberg in Schlesien
†16. Januar 1912 in Berlin (tragischer Unfall beim Schlittschuhlaufen)
--> Schriftsteller und Vertreter des frühen Expressionismus
Schulzeit:
  • Schüler des Joachimthalschen Gymnasium
  • Friedrich-Wilhelm Gymnasium in Neuruppin

--> während seiner Schulzeit verfasste er schon Gedichte und erste dramatische Schriften

  • Jurastudium in Würzburg, Jena und Berlin
  • 1911 legte er sein Staatsexamen ab

weitere Karriere:

  • juristisches Referendariat
  • 1910 trat er der Vereinigung expressionistischer Schriftsteller dem "Neuen Club" bei

--> begann mit dem ernsthaften Schreiben literarischer Werke

Sein einziger zu Lebzeiten veröffentlichter Gedichtband "Der ewige Tag" kann als einer der ersten bedeutenden deutschen Beiträge zum literarischen Expressionismus gesehen werden.

Montag, 1. September 2008

Gottfried Benn (1886-1956)

--> Zurück zu Gottfried Benns Nachtcafé

Lebensdaten:

* 2. Mai 1886 in Mansfeld, Brandenburg

† 7. Juli 1956 in Berlin

Schulzeit:

Von 1897 bis September 1903 besuchte er das Friedrichs-Gymnasium in Fankfurt an der Oder

1903 studierte Benn zunächst Theologie und Philologie auf Wunsch seines Vaters

Jedoch begann er 1905 sein Medizinstudium in Berlin

Weitere Karriere:

1910 - 1911 Unterarzt

1912 erlangte er die Zulassung als Arzt (Er entwickelte durch seinen Beruf seinen genauen Beschreibungsstil)

1914 reiste Benn nach Amerika

1917 Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten

1932 Benn unbterstützte zunächst die Nationalsozialisten, was er nachher in seiner Biographie, die den Titel "Doppelleben" trägt, als "Missverständnis" anerkennt

1933 werden seine Gedichte von den Nationalsozialisten verboten und seine Zulassung als Arzt war in Gefahr geraten, da er sich gegen gegen die Nationalsozialisten gewendet hat.

Schließlich erhält er Schreibverbot und muss in einer Militärdienststelle als Schreiber antreten

Erst nach Kriegsende konnte Benn seine Werke wieder veröffentlichen und er eröffnete seine alte Praxis wieder.

Gottfried Benn gilt als einer der bedeutendsten deustchen Dichter der literarischen Moderne