Freitag, 5. September 2008
Donnerstag, 4. September 2008
Gedankengang des Interviews
Interview mit Kurt Pinthus
Interviewer: Sehr geehrter Herr Kurt Pinthus, wir haben sie heute zu einem Interview geladen, um mit ihnen über ihr Werk "Die Überfülle des Lebens" zu reden. Schildern sie uns zunächst einmal die Beweggründe ihres Werkes?
Kurt Pinthus: Ich möchte mich zunächst einmal für die herzliche Einladung für dieses Interview bedanken. Mit meinem Bericht möchte ich auf die Gefühlslosigkeit und Unmöglichkeit der Menschehit aufmerksam machen. Heutzutage ist die die Gesellschaft ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit verfallen, da in rascher Folge die Naturwissenschaften eine Reihe von unvorstellbaren Möglichkeiten hervorgebracht hat, die die Gesellschaft ins Chaos hat stürzen lassen. Die Menschen dürfen sich nicht ihrem Fatalismus hingeben, sondern müssen sich gegen die Erstarrung der Sitte wehren.
Interviewer: Das ist ja eine Forderung die der Expressionisten entspricht. Wie setzen Sie ihre Motivationen in ihren Werken um?
Kurt Pinthus: Ich versuche durch meine expressionistischen Werk den Bewusstseinskreislauf jedes Einzelnen zu reanimieren. Die Menschen müssen wieder anfangen sich zu engagieren. Meine Kritik gilt der festgefahrenen und überregelten Gesellschaft. Wir sind zu statisch geworden und brauchen immer wieder etwas Neues, damit wir aus der Lethargie heraus zu einem Prozess der Befreiung und Menschwerdung zurückfinden. Der vergangene Weltkrieg hat die gewünschten Änderungen jedoch nicht gebracht.
Interviewer: Wie setzen Sie diese Grundgedanken sprachlich in ihrem Werk um?
Kurth Pinthus: Ich breche in meinem Werk die traditionellen Formen. Ich baue für den Leser zunächst ein irreale Welt auf, welche durch ungewohnte Rhytmen, sowie abgerissener Sprache entsteht. Einige Beispiele dazu sind die ekstatische Übersteigerung, welche schon im ersten Satz meines Werkes sichtbar wird (Anmerk. Redaktion: "Welch ein Trommelfeuer von bisher ungeahnten Ungeheuerlichkeiten..."). Weiterhin sind mir Metaphern und Symbolisierungen sehr wichtig. ("Unsere Nerven sind trainiert und abgehärtet wie die Muskulatur eines Boxers gegen die schärfsten Schläge..."). Sprachliche Bilder und Wortneuschöpfungen sind sehr nützlich um den subjektiven Ausdruck zu vermitteln. Dafür verzichte ich bewusst auf Füllwörter wie "und", "oder", etc, sowie auf Artikel und Präpositionen, was in meinem text auch bei den vielen Aufzählungen auffallen sollte. ("Unsere Heere überfluteten Europa; Dutzende von Millionen Menschen hungerten jahrelang; aus Siegesbewusstsein..."). Die meisten Wörter entstammen Wortfeldern des Krieges, der Angst oder des Todes, um den Lesern den Ernst der Lage zu vermitteln. Diese dargestellte Welt soll dem Leser nicht die Wirklichkeit verdeutlichen, sondern ganz speziell die Wahrheit übermitteln.
Interviewer: Ich danke Ihnen für dieses kurze, jedoch aufschlussreiche Interview.
Kurth Pinthus: Ich bedanke mich ebenfalls. Auf Wiedersehen.
Gedanken zur Erstellung der Dramenszene
Mir wichtige Punkte dabei waren:
- 3 Einheiten: keine Zeitsprünge, spielt an einem einzigen Tag, wenige bis gar keine Wechsel des Schauplatzes
- eine Haupthandlung, welche sich linear und zielstrebig dem ende zuneigt
Nun beschäftigte ich mich mit dem Gedicht und machte mir Gedanken über ein mögliches Thema des Dramas. Ich entschied mich dafür den Inhalt des Gedichtes als eine Art Setting für das Drama zu behandeln (Stadtvierterl, Gassenkot, ungeheurer Schädel, Bettler, magre Kinder etc.). Nach diesem Entschluss informierte ich mich ein wenig über die Atmosphäre eines Vorortes bzw. Vorstadt. Ergebnisse:
- meist Arbeiterviertel mit ihren Mietskarsernen
- Ort der in Elend und Armut lebenden Menschen
- Kranke, Irre und Bettler
Außrdem erfuhr ich das die meisten expressionistischen Gedichte (wie auch das von Georg Heym) die Berliner Vororte behandelten oder beschrieben. Außerdem zeigen viele dieser Gedichte, dass die Großstadt einen erheblichen Einfluss auf das Leben der Menschen hat. Die Atmosphäre in den Vororten wird von dem immer weiter zusammenwachsenden Berlin geprägt. Bei der Version von Georg Heym ist diese Atmosphäre schon nicht mehr vom Großstadtgeschehen zu unterscheiden.
Somit war für mich klar, dass mein Drama in einem Vorort Berlins spielt.
Schließlich fing ich an mir Gedanken zu genaueren Handlungsabläufen zu machen. Zum allgemeinen Verständnis meiner verfassten Exposition beschreibe ich diese kurz von dem gesamten Geschehen des Dramas:
- Protagonist: Bettler(relativ gesung, Platz unter der Brücke zum schlafen, Frau von Nebenan bringt ihm täglich ein Brötchen, sowie 5 Euro -> es lässt sich leben
- Antagonist: Chef (möcht neues Firmengelände bauen, welches den Schlafplatz des Bettlers einschließt)
- Bettler muss seinen Platz räumen und sich etwas Neues suchen ohne Frau von Nebenan
- stößt auf Abneigung, wird überall fortgeschickt
- Jugendliche überfallen ihn, klauen sein letztes Hab und Gut, seine Decke, sowie seinen Spendenbecher)
- aus Verzweiflung kehrt er mit letzter Kraft zurück unter die Brücke, wo die Bauarbeiten bereits eingesetzt haben
- legt sich dort schlafen
- erfriert in der Nacht
Ich habe die Exposition gewählt. Daher habe ich mich nochmals kurz über wichtigte Aspekte informiert:
- wichtige Vorraussetzungen zum Verständnis der Handlung
- dramatischer Konflikt muss erkennbar werden
Nun fing ich an zu schreiben, erinnerte mich zwischendurch ein wenig an expressionistische Merkmale, wie:
- viele Monologe
- Auslassung Füllwörter
- Sprachknappheit etc.
...und versuchte diese zu berücksichtigen.
Schwer gefallen war mir, dass Ende der Exposition zu finden. ich wählte es nun nachdem der Bettler seine Reise angebrochen hat, da hier der Konflikt, Setting etc. deutlich geworden ist und eine Exposition sollte auch nicht zu viel vorweg nehmen.
Dramenszene aus "Der Bettler"
Personen:
- Bettler
- Chef (Antagonist des Bettlers)
Unter einer Brücke in einem Vorort Berlin, Schlafplatz des Bettlers
Erster Auftritt
Bettler: liegt unter Brücke, zugedeckt mit einer kleinen Wolldecke Ich bin hilflos, ratlos...-ja sogar richtig verzweifelt. Ich weiß nicht, wie das weiter gehen soll. Dieser ewige Gestank; dieses hässliche, verdreckte Viertel; diese ewige Kälte und immer auf das Mitleid Anderer angewiesen, welche mir etwas spenden Wie bin ich das alles satt. Tage wie heute lassen mich verzweifeln, kein Essen, kein Geld, keine Spenden, nichts... .
Das Einzige, was mir etwas Hoffnung schenkt ist der schreckliche Anblick der Gestalten, die hier Tag für Tag auf und ab laufen...Menschen denen es noch schechter geht als mir. Ihr denkt das geht nicht? - Doch.
Sieh dir dieses Gesocks doch mal an, Blinde, Irre, Kranke soweit das Auge reicht.
Sieh da, spielen Kinder, denen früh man brach die Gliederchen. Sie springen an den Krücken, wie Flöhe weitund humpeln voll entzücken.
Oder dort, die ganzen aufgeblähten Leiber des Hungerns wegen. Menschen haben keine Zähne und Irre lallen vor sich hin.
Zum Glück wurden mir nicht noch mehr Hindernisse in den Weg gestellt. Meinem Körper und Psyche geht es soweit ganz gut; ich kann sogar sagen ich bin gesund. Doch etwas Ausschlaggebendes fehlt mir; das Essen, das Trinken...einfach ein bisschen Geld und ein warmer Schlafplatz...mehr will ich gar nicht.
Aber zum Glück gibt es Frau Müller von Nebenan. Sie bringt mir täglich ein frisches Brötchen, sowie 5 Euro; ohne sie wär ich verloren.
Ich würde auch arbeiten gehen...versucht hab ich es auch schon, doch ich höre immer das Selbe- Nach spätestens zwei Stunden bin ich wieder gekündigt..."Dubist zu langsam"..."Du musst mehr heben", aber was soll ich denn machen, wenn es nicht geht. Ich bin ein sehr kleiner Mann und habe nicht viel Kraft. Eine andere Arbeit als Arbeiter auf dem Bau find ich nicht.
Aber das Verzweifeln bringt mich auch nicht weiter. Ich denke ich halte jetzt erstmal einen kleinen Mittagsschlaf.
Zweiter Auftritt
Bettler: Bald kommt der kalte Winter wieder, also muss ich die letzen Sonnenstrahlen von Wärme noch genießen.
Chef: kommt zu dem Platz neben der Brücke, schaut sich alles genau an, geht dann direkt auf den Bettler zu Bis morgen musst du hier weg, wir bauen hier ein neues Firmengelände hin. mit voller Begeisterung Hier unter der Brücke kommt die Durchfahrt zu den Parkplätzen hin. Es soll alles perfekt werden, da können wir so Einen wie sie hier nicht gebrauchen. Du verschreckst uns die Kunden.
Dritter Auftritt
Bettler: packt seine wenigen Sachen zusammen und steht auf Ich muss weg hier, nur wohin? Es macht keinen Sinn länger hier zu bleiben, sie werden mich hier wegscheuchen; ich brauche einen neuen Schlafplatz. Einen, wo mich keiner wegscheucht, keiner wegschickt. geht ein paar Schritte, zittert vor Kälte Und Frau Müller? Es muss ohne sie weitergehen. Nur wie? Ich muss hier weg, etwas anderes bleibt mir nicht übrig. dreht sich noch einmal um und geht...
Das Bild: Die Großstadt
Alle rennen nur noch mit "Scheuklappen neben Augen" durch die Welt.
Alles in allem denke ich das dies, die Unmöglichkeit der Menschheit und deren Abhängigkeit von ihrer eigenen Schöpfung, in dem ausgwählten Bild sehr gut zu erkennen ist.
Die Farben , schwarz und weiß, finde ich ebenfalls gut gewählt, da die Gesellschaft gefühlslos und egoistisch ist. Es gibt somit nur eine "Schwarz-weiß-Sicht".Farben drücken immer eine Art von Emotionen oder Ähnliches aus was in dieser Gesellschaft nicht mehr vorhanden ist. Außerdem lässt der von Kurt Pinthus beschriebene schnelle Fortschritt an Möglichkeiten keinen Platz für "Zwischenposten", wie Farben.
Mittwoch, 3. September 2008
Georg Heym
- Schüler des Joachimthalschen Gymnasium
- Friedrich-Wilhelm Gymnasium in Neuruppin
--> während seiner Schulzeit verfasste er schon Gedichte und erste dramatische Schriften
- Jurastudium in Würzburg, Jena und Berlin
- 1911 legte er sein Staatsexamen ab
weitere Karriere:
- juristisches Referendariat
- 1910 trat er der Vereinigung expressionistischer Schriftsteller dem "Neuen Club" bei
--> begann mit dem ernsthaften Schreiben literarischer Werke
Sein einziger zu Lebzeiten veröffentlichter Gedichtband "Der ewige Tag" kann als einer der ersten bedeutenden deutschen Beiträge zum literarischen Expressionismus gesehen werden.
Dienstag, 2. September 2008
Montag, 1. September 2008
Gottfried Benn (1886-1956)
Lebensdaten:
* 2. Mai 1886 in Mansfeld, Brandenburg
† 7. Juli 1956 in Berlin
Schulzeit:
Von 1897 bis September 1903 besuchte er das Friedrichs-Gymnasium in Fankfurt an der Oder
1903 studierte Benn zunächst Theologie und Philologie auf Wunsch seines Vaters
Jedoch begann er 1905 sein Medizinstudium in Berlin
Weitere Karriere:
1910 - 1911 Unterarzt
1912 erlangte er die Zulassung als Arzt (Er entwickelte durch seinen Beruf seinen genauen Beschreibungsstil)
1914 reiste Benn nach Amerika
1917 Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
1932 Benn unbterstützte zunächst die Nationalsozialisten, was er nachher in seiner Biographie, die den Titel "Doppelleben" trägt, als "Missverständnis" anerkennt
1933 werden seine Gedichte von den Nationalsozialisten verboten und seine Zulassung als Arzt war in Gefahr geraten, da er sich gegen gegen die Nationalsozialisten gewendet hat.
Schließlich erhält er Schreibverbot und muss in einer Militärdienststelle als Schreiber antreten
Erst nach Kriegsende konnte Benn seine Werke wieder veröffentlichen und er eröffnete seine alte Praxis wieder.
Gottfried Benn gilt als einer der bedeutendsten deustchen Dichter der literarischen Moderne
Donnerstag, 28. August 2008
Kurt Pinthus
* 29. April 1886 in Erfurt
† 11. Juli 1975 in Marbach am Neckar
- Gymnasium Erfurt
- Studium: Literaturgeschichte, Philosophie und Geschichte (Universitäten: Freiburg im Breisgau, Berlin, Genf und Leipzig
- 1910 promovierte er zum Dr. phil.
weitere Karriere:
- literarischer Berater des Rowohlt Verlags
- Lektor im Kurt-Wolff-Verlag
--> verhalf so vielen Schriftstellern des Expressionismus zur Veröffentlichung
- Soldatenrat (während Räterrepublik nach dem Erstem Weltkrieg)
- 1919/1920 veröffentlichte er die Gedichtanthologie "Menschheitsdämmerung" (wurde zu literarischen Standartwerk; Einleitung zeigt die Entwicklungsgeschichte des literarischen Expressionismus auf)
- Anfang 1920er war er Dramaturg an den Reinhardt-Bühnen in Berlin
- Journalist bei mehreren deutschen und internationalen Zeitungen und Zeitschriften
- zwischen 1925 und 1933 Rundfunksprecher und Mitglied der literarischen Komission bei der "Funkstunde Berlin"
- 1933 wruden seine Werke von Nationalsozialisten verboten
- 1938 bis 1940 Dozent an der New School for Social Research in New York City
- 1941 bis 1947 wissenschaftlicher Berater bei der Theatersammlung der Library of Congress in Washington (D.C.)
- 1947 bis 1961 unterrichtete er Theatergeschichte an der Colunbia-Universität in New York
- ab ca 1967 arbeitete er im Deutschen Literatur-Archiv des Schiller-Nationalmuseum in Marbach am Neckar
Was ist Expressionismus?
"expressio" -> Ausdruck
Erster Gebrauch:
1911: Bezeichnung für Bilder
Literarischer Sinn:
Expressionismus = Ausdruckskunst (bei der mit Hilfe derer innerlich gesehener Wahrheiten und Erlebnisse im Sinne der Moderne dargestellt werden)
Entwicklung:
- Künstler waren mit ihrer Zeit unzufrieden (Entwicklung der Welt war chaotisch verlaufen; Welt war amoralisch) -> sie ahnten die Katastrophe
- Menschheit war unmöglich -> hatte sich abhängig von ihrer eigenen Schöpfung gemacht (z.B. Technik, Industrie)
- Schreie und Aufforderungen zur Erneuerung
- Dichter zeigten Klage, Verzweiflung, Aufruhr in ihren Werken
Probleme:
- Ziele der Bewegung waren sehr allgemein -> ihnen war gleichgültig, in welchem Sinne etwas sich änderte; Hauptsache es geschah etwas --> AKTIVISMUS
Expressionismus in der Literatur:
= Abkehr vom Traditionellen und Hinwendung zu neuen Formen und Themen der Moderne
typische Merkmale der Sprache:
- nicht einheitlich
- ekastisch
- übersteigert
- metaphorisch
- symbolistisch überhöht
- versucht, die traditionelle Bildsprache zu zerstören
- betont Ausdrucksfähigkeit und Rhythmen (welche fließen, hämmern oder stauen können)
- Sprachverknappung
- Ausfall der Füllwörter, Artikel und Präpositionen
- Worthäufung
- nominale Wortballungen
- Betonung des Verses
- Wortneubildungen
- neue Syntaxformung
http://de.wikipedia.org/wiki/Expressionismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Expressionismus_%28Literatur%29
Georg Heym: Die Vorstadt (1911)
Wo sich der große Mond durch Dünste drängt
Und sinkend an dem niedern Himmel hängt,
Ein ungeheurer Schädel, weiß und tot,
Da sitzen sie die warme Sommernacht
Vor ihrer Höhlen schwarzer Unterwelt,
Im Lumpenzeuge, das vor Staub zerfällt
Und aufgeblähte Leiber sehen macht.
Hier klafft ein Maul, das zahnlos auf sich reißt.
Hier hebt sich zweier Arme schwarzer Stumpf.
Ein Irrer lallt die hohlen Lieder dumpf,
Wo hockt ein Greis, des Schädel Aussatz weißt.
Es spielen Kinder, denen früh man brach
Die Gliederchen. Sie springen an den Krücken
Wie Flöhe weit und humpeln voll Entzücken
Um einen Pfennig einem Fremden nach.
Aus einem Keller kommt ein Fischgeruch,
Wo Bettler starren auf die Gräten böse.
Sie füttern einen Blinden mit Gekröse.
Er speit es auf das schwarze Hemdentuch.
Bei alten Weibern löschen ihre Lust
Die Greise unten, trüb im Lampenschimmer,
Aus morschen Wiegen schallt das Schreien immer
Der magren Kinder nach der welken Brust.
Ein Blinder dreht auf schwarzem, großem Bette
Den Leierkasten zu der Carmagnole,
Die tanzt ein Lahmer mit verbundener Sohle.
Hell klappert in der Hand die Castagnette.
Uraltes Volk schwankt aus den tiefen Löchern,
An ihre Stirn Laternen vorgebunden.
Bergmännern gleich, die alten Vagabunden.
Um einen Stock die Hände, dürr und knöchern.
Auf Morgen geht's. Die hellen Glöckchen wimmern
Zur Armesündermette durch die Nacht.
Ein Tor geht auf. In seinem Dunkel schimmern
Eunuchenköpfe, faltig und verwacht.
Vor steilen Stufen schwankt des Wirtes Fahne,
Ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen.
Man sieht die Schläfer ruhn, wo sie gebrochen
Um sich herum die höllischen Arkane.
Am Mauertor, in Krüppeleitelkeit
Bläht sich ein Zwerg in rotem Seidenrocke,
Er schaut hinauf zur grünen Himmelsglocke,
Wo lautlos ziehn die Meteore weit.
--> Georg Heym
--> Dramenszene "Der Bettler"
Gottfried Benn: Nachtcafé (1912)
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.
Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.
Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandeln
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.
Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.
Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.
B-moll: die 35. Sonate
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! -
Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. kaum Duft.
Es ist nur eine süße Verwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.
Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.
--> Gottfried Benn
--> Analyse und Interpretation (Präsentation)
Kurt Pinthus: Die Überfülle des Erlebens (1925)
--> Kurt Pinthus
--> Das Bild: Die Großstadt
--> Das Interview mit Kurt Pinthus
Samstag, 23. August 2008
Impressum
Wir bemühen uns um möglichst korrekte und aktuelle Information. Trotzdem können Fehler auftreten. Die Inhalte wurden sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autoren und Herausgeber keine Gewähr und Haftung für die Richtigkeit, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Information. Für die Inhalte externer Internetseiten übernimmt der Herausgeber keine Verantwortung. Inhalte externer Internetseiten geben nicht die Meinung des Herausgebers wieder.
Website Autoren: Jasmin Saatmann und Sebastian Stelp
Donnerstag, 10. Januar 2008
Epoche Sturm und Drang (Gedichte)
- ursprünglich Titel eines Dramas von Friedrich Maximilian Klinger (1752 - 1831) (Goethe´s Freund) nach diesem Werk wurde diese Epoche genannt
1. Thema
2. Typisch für die Epoche
3. Vergleich zu einem Gedicht aus einer anderen Epoche (Expressionismus)
Mittwoch, 9. Januar 2008
1. Thema
allgemein:
→ lyrisches Ich rebelliert gegen Autorität und Tradition
→ Erleben und Erfahrungen werden widergespiegelt
→ die nach Freiheit strebende, widerspenstige Jugend steht im Konflikt mit den Schranken der bestehenden Weltordnung
→ handelnde Personen = Aufrührer + Verbrecher
Drama:
Hauptpersonen: Genies *(leben nach eigenen Regeln und Gesetzen; im Genie äußert sich die schöpferische Kraft der Natur = Inbegriff des Ursprünglichen, Elementaren, Göttlichen), Liebende, „Kraftkerle“ (Selbsthelfer)
→ diese rennen kompromisslos gegen die Wirklichkeit an
Schlüsselroman: „Die Leiden des jungen Werthers“ von Goethe
Gedichte:
(Goethe = Erlebnislyrik)
→ Ausdruck von Gefühlen
→ persönliche Erlebnisse werden zu allgemeinen Aussagen formuliert
→ Liebe = etwas Totales; umfasst Sinne und Seele
= persönliches Erlebnis und überpersönliche Macht
Bsp.: Prometheus (Goethe)
Thema: Lyrische Ich rebelliert gegen Götter
Dienstag, 8. Januar 2008
2. Typisch für die Epoche
→ von Historismus (Geschichtswissenschaften) und Irrationalismus (Lehre oder Weltanschauung, welche die Überzeugung ablehnt, dass die menschliche Vernunft eine hinreichende Erkenntnis der Welt erlangen kann) geprägt
→ Ziel: Gefühl
→ Persönlichkeitsideal der jungen Generation ist gegen Autorität und Traditionen
→ Protestbewegung / Jugendbewegung
Protest gegen:
1. absolutistische Obrigkeiten und Adel
2. bürgerliches Berufsleben (eng und freudlos)
3. überkommene Tradition in Kunst und Literatur
→ Ideal ist nicht der Dichter, sondern das Genie*
→ Erleben und Erfahrungen wurden in individuelle künstlerische Form gebracht
→ Werke spiegeln das Lebensgefühl der Generation des Sturm und Drang wider, nicht eine Form etc.
→ wahrer Mensch = „Kraftkerl“, Selbsthelfer (Denken und Handeln sind eine Einheit)
→ Subjektivität des Menschen wird ausgelebt und in Kunst ausgedrückt (Ich = Gegenstand der Betrachtung)
→ Lyrik ist Ausdruck von Gefühlen (unlösbare Einheit = Liebe, Natur, das Göttliche und der Mensch)
→ Welt der Stimmungen und Leidenshaften
→ sie hatten ein inniges Verhältnis zur Natur (wird häufig als Symbol verwendet)
→ sie gingen mit traditionellen Regeln der Politik sehr frei um und „nahmen kein Blatt vor den Mund“
→ Kritik am feudalen System und Protest gegen herrschende Moralvorstellungen
→Stürmer und Dränger sind überwiegend aus dem Mittel- und Kleinbürgertum (von der Literatur allein konnten die nicht leben, da es an sozialer Resonanz fehlt)
→ gefühls- und ausdrucksstarke Sprache = Ausrufe, halbe Sätze usw.
→ Hauptorte: Straßburg, Göttingen, Frankfurt am Main
Montag, 7. Januar 2008
Sonntag, 6. Januar 2008
Prometheus von Johann Wolfgang Goethe
Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöh'n!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh'n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.
Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn' als euch Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.
Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrt' ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.
Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?
Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?
Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?
Hier sitz' ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich!
Inhalt
Formal
Samstag, 5. Januar 2008
Inhalt
- Prometheus stellt Menschen Werk in den Vordergrund, Menschen haben den Göttern nichts zu verdanken
-> nur die Zeit und das Schicksal sind allmächtig
- Götter können nur existieren, weil es unmündige Menschen gibt, die an sie glauben
-> Prometheus wendet sich von den Göttern ab , wer aufgeklärt ist, begreift und vertraut seinem eigenen "Genius"(=Begriff in Sturm und Drang anders gebraucht als heute, Genius im Sinne einer schöpferischen Kraft, die angeboren ist)
Freitag, 4. Januar 2008
Formal
- Hymne / Ode
- 7 Strophen => keine Reime
- lyrisches Ich spricht lyrisches Du an ( Imperativ, z.B. "Bedecke")
Zusammenfassung: Auflösung der christlichen Ordnungsvorstellungen (politische Ordnung ist miteingeschlossen), formal erkennbar an deren Rhytmen ( Zeus, Beispiel für weltliche Autoritäten)
Mittwoch, 2. Januar 2008
Expressionismus - Sturm und Drang
(Nachtcafé von Gottfried Benn - Prometheus von Goethe)