Freitag, 5. September 2008

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Donnerstag, 4. September 2008

Gedankengang des Interviews

Zum Verständnis dieses Werkes entschieden wir uns dazu ein Interview mit Kurt Pinthus zu erstellen. In diesem wollen wir dessen Intentionen und deren sprachliche Umsetzung, sowie den Inhalt des Textes klar stellen. Hinter dem Text "Die Überfülle des Erlebens" steckt mehr und genau das bringen wir euch mit Interview ein wenig näher.

Interview mit Kurt Pinthus

--> Gedankengang des Interviews

Interviewer: Sehr geehrter Herr Kurt Pinthus, wir haben sie heute zu einem Interview geladen, um mit ihnen über ihr Werk "Die Überfülle des Lebens" zu reden. Schildern sie uns zunächst einmal die Beweggründe ihres Werkes?
Kurt Pinthus: Ich möchte mich zunächst einmal für die herzliche Einladung für dieses Interview bedanken. Mit meinem Bericht möchte ich auf die Gefühlslosigkeit und Unmöglichkeit der Menschehit aufmerksam machen. Heutzutage ist die die Gesellschaft ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit verfallen, da in rascher Folge die Naturwissenschaften eine Reihe von unvorstellbaren Möglichkeiten hervorgebracht hat, die die Gesellschaft ins Chaos hat stürzen lassen. Die Menschen dürfen sich nicht ihrem Fatalismus hingeben, sondern müssen sich gegen die Erstarrung der Sitte wehren.
Interviewer: Das ist ja eine Forderung die der Expressionisten entspricht. Wie setzen Sie ihre Motivationen in ihren Werken um?
Kurt Pinthus: Ich versuche durch meine expressionistischen Werk den Bewusstseinskreislauf jedes Einzelnen zu reanimieren. Die Menschen müssen wieder anfangen sich zu engagieren. Meine Kritik gilt der festgefahrenen und überregelten Gesellschaft. Wir sind zu statisch geworden und brauchen immer wieder etwas Neues, damit wir aus der Lethargie heraus zu einem Prozess der Befreiung und Menschwerdung zurückfinden. Der vergangene Weltkrieg hat die gewünschten Änderungen jedoch nicht gebracht.
Interviewer: Wie setzen Sie diese Grundgedanken sprachlich in ihrem Werk um?
Kurth Pinthus: Ich breche in meinem Werk die traditionellen Formen. Ich baue für den Leser zunächst ein irreale Welt auf, welche durch ungewohnte Rhytmen, sowie abgerissener Sprache entsteht. Einige Beispiele dazu sind die ekstatische Übersteigerung, welche schon im ersten Satz meines Werkes sichtbar wird (Anmerk. Redaktion: "Welch ein Trommelfeuer von bisher ungeahnten Ungeheuerlichkeiten..."). Weiterhin sind mir Metaphern und Symbolisierungen sehr wichtig. ("Unsere Nerven sind trainiert und abgehärtet wie die Muskulatur eines Boxers gegen die schärfsten Schläge..."). Sprachliche Bilder und Wortneuschöpfungen sind sehr nützlich um den subjektiven Ausdruck zu vermitteln. Dafür verzichte ich bewusst auf Füllwörter wie "und", "oder", etc, sowie auf Artikel und Präpositionen, was in meinem text auch bei den vielen Aufzählungen auffallen sollte. ("Unsere Heere überfluteten Europa; Dutzende von Millionen Menschen hungerten jahrelang; aus Siegesbewusstsein..."). Die meisten Wörter entstammen Wortfeldern des Krieges, der Angst oder des Todes, um den Lesern den Ernst der Lage zu vermitteln. Diese dargestellte Welt soll dem Leser nicht die Wirklichkeit verdeutlichen, sondern ganz speziell die Wahrheit übermitteln.
Interviewer: Ich danke Ihnen für dieses kurze, jedoch aufschlussreiche Interview.
Kurth Pinthus: Ich bedanke mich ebenfalls. Auf Wiedersehen.

Gedanken zur Erstellung der Dramenszene

Zunächst einmal habe ich mir nochmals einen Überblick über den Aufbau etc eines "klassischen Dramas" verschafft.
Mir wichtige Punkte dabei waren:
  • 3 Einheiten: keine Zeitsprünge, spielt an einem einzigen Tag, wenige bis gar keine Wechsel des Schauplatzes
  • eine Haupthandlung, welche sich linear und zielstrebig dem ende zuneigt

Nun beschäftigte ich mich mit dem Gedicht und machte mir Gedanken über ein mögliches Thema des Dramas. Ich entschied mich dafür den Inhalt des Gedichtes als eine Art Setting für das Drama zu behandeln (Stadtvierterl, Gassenkot, ungeheurer Schädel, Bettler, magre Kinder etc.). Nach diesem Entschluss informierte ich mich ein wenig über die Atmosphäre eines Vorortes bzw. Vorstadt. Ergebnisse:

  • meist Arbeiterviertel mit ihren Mietskarsernen
  • Ort der in Elend und Armut lebenden Menschen
  • Kranke, Irre und Bettler

Außrdem erfuhr ich das die meisten expressionistischen Gedichte (wie auch das von Georg Heym) die Berliner Vororte behandelten oder beschrieben. Außerdem zeigen viele dieser Gedichte, dass die Großstadt einen erheblichen Einfluss auf das Leben der Menschen hat. Die Atmosphäre in den Vororten wird von dem immer weiter zusammenwachsenden Berlin geprägt. Bei der Version von Georg Heym ist diese Atmosphäre schon nicht mehr vom Großstadtgeschehen zu unterscheiden.

Somit war für mich klar, dass mein Drama in einem Vorort Berlins spielt.

Schließlich fing ich an mir Gedanken zu genaueren Handlungsabläufen zu machen. Zum allgemeinen Verständnis meiner verfassten Exposition beschreibe ich diese kurz von dem gesamten Geschehen des Dramas:

  • Protagonist: Bettler(relativ gesung, Platz unter der Brücke zum schlafen, Frau von Nebenan bringt ihm täglich ein Brötchen, sowie 5 Euro -> es lässt sich leben
  • Antagonist: Chef (möcht neues Firmengelände bauen, welches den Schlafplatz des Bettlers einschließt)
  • Bettler muss seinen Platz räumen und sich etwas Neues suchen ohne Frau von Nebenan
  • stößt auf Abneigung, wird überall fortgeschickt
  • Jugendliche überfallen ihn, klauen sein letztes Hab und Gut, seine Decke, sowie seinen Spendenbecher)
  • aus Verzweiflung kehrt er mit letzter Kraft zurück unter die Brücke, wo die Bauarbeiten bereits eingesetzt haben
  • legt sich dort schlafen
  • erfriert in der Nacht

Ich habe die Exposition gewählt. Daher habe ich mich nochmals kurz über wichtigte Aspekte informiert:

  • wichtige Vorraussetzungen zum Verständnis der Handlung
  • dramatischer Konflikt muss erkennbar werden

Nun fing ich an zu schreiben, erinnerte mich zwischendurch ein wenig an expressionistische Merkmale, wie:

  • viele Monologe
  • Auslassung Füllwörter
  • Sprachknappheit etc.

...und versuchte diese zu berücksichtigen.

Schwer gefallen war mir, dass Ende der Exposition zu finden. ich wählte es nun nachdem der Bettler seine Reise angebrochen hat, da hier der Konflikt, Setting etc. deutlich geworden ist und eine Exposition sollte auch nicht zu viel vorweg nehmen.

--> Zurück zur Dramenszene

Dramenszene aus "Der Bettler"

--> Gedanken zu der Dramenszene (dienen zum Verständnis)

Personen:

  • Bettler
  • Chef (Antagonist des Bettlers)
Erster Aufzug

Unter einer Brücke in einem Vorort Berlin, Schlafplatz des Bettlers

Erster Auftritt
Bettler: liegt unter Brücke, zugedeckt mit einer kleinen Wolldecke Ich bin hilflos, ratlos...-ja sogar richtig verzweifelt. Ich weiß nicht, wie das weiter gehen soll. Dieser ewige Gestank; dieses hässliche, verdreckte Viertel; diese ewige Kälte und immer auf das Mitleid Anderer angewiesen, welche mir etwas spenden Wie bin ich das alles satt. Tage wie heute lassen mich verzweifeln, kein Essen, kein Geld, keine Spenden, nichts... .
Das Einzige, was mir etwas Hoffnung schenkt ist der schreckliche Anblick der Gestalten, die hier Tag für Tag auf und ab laufen...Menschen denen es noch schechter geht als mir. Ihr denkt das geht nicht? - Doch.
Sieh dir dieses Gesocks doch mal an, Blinde, Irre, Kranke soweit das Auge reicht.
Sieh da, spielen Kinder, denen früh man brach die Gliederchen. Sie springen an den Krücken, wie Flöhe weitund humpeln voll entzücken.
Oder dort, die ganzen aufgeblähten Leiber des Hungerns wegen. Menschen haben keine Zähne und Irre lallen vor sich hin.
Zum Glück wurden mir nicht noch mehr Hindernisse in den Weg gestellt. Meinem Körper und Psyche geht es soweit ganz gut; ich kann sogar sagen ich bin gesund. Doch etwas Ausschlaggebendes fehlt mir; das Essen, das Trinken...einfach ein bisschen Geld und ein warmer Schlafplatz...mehr will ich gar nicht.
Aber zum Glück gibt es Frau Müller von Nebenan. Sie bringt mir täglich ein frisches Brötchen, sowie 5 Euro; ohne sie wär ich verloren.
Ich würde auch arbeiten gehen...versucht hab ich es auch schon, doch ich höre immer das Selbe- Nach spätestens zwei Stunden bin ich wieder gekündigt..."Dubist zu langsam"..."Du musst mehr heben", aber was soll ich denn machen, wenn es nicht geht. Ich bin ein sehr kleiner Mann und habe nicht viel Kraft. Eine andere Arbeit als Arbeiter auf dem Bau find ich nicht.
Aber das Verzweifeln bringt mich auch nicht weiter. Ich denke ich halte jetzt erstmal einen kleinen Mittagsschlaf.

Zweiter Auftritt
Bettler: Bald kommt der kalte Winter wieder, also muss ich die letzen Sonnenstrahlen von Wärme noch genießen.
Chef: kommt zu dem Platz neben der Brücke, schaut sich alles genau an, geht dann direkt auf den Bettler zu Bis morgen musst du hier weg, wir bauen hier ein neues Firmengelände hin. mit voller Begeisterung Hier unter der Brücke kommt die Durchfahrt zu den Parkplätzen hin. Es soll alles perfekt werden, da können wir so Einen wie sie hier nicht gebrauchen. Du verschreckst uns die Kunden.

Dritter Auftritt
Bettler: packt seine wenigen Sachen zusammen und steht auf Ich muss weg hier, nur wohin? Es macht keinen Sinn länger hier zu bleiben, sie werden mich hier wegscheuchen; ich brauche einen neuen Schlafplatz. Einen, wo mich keiner wegscheucht, keiner wegschickt. geht ein paar Schritte, zittert vor Kälte Und Frau Müller? Es muss ohne sie weitergehen. Nur wie? Ich muss hier weg, etwas anderes bleibt mir nicht übrig. dreht sich noch einmal um und geht...

Das Bild: Die Großstadt

Wir haben dieses Bild gewählt, da es ein wichtigen Teil des Werkes "Die Überfülle des Erlebens" widerspiegelt. Die Großstadt, welche dieses Bild zeigt, gilt als Ort der Ich-Zerstörung im Sinne der Expressionisten. Der ich-Zerfall besagt das die Menschen Opfer einer übermächtigen Umwelt sind, welche auf sie eindringt. Kurt Pinths sagt in seinem Text aus, dass die heutige erstarrte, korrupte und heuchlerische Gesellschaft eine Menge Lärm, Erregungen und Anregungen ausgesetzt ist und durch diese hat sie sich durchzukämpfen. Die Nerven eines jeden sind zwar abgehärtet, doch durch diese chaotisch verlaufene Entwicklung scheinen Wunder, sowie ungeahnte, nun bestehende Möglichkeiten, Alltäglich zu sein. Des Weiteren können schwerwiegende Menschenunglücke keinen mehr erschüttern.
Alle rennen nur noch mit "Scheuklappen neben Augen" durch die Welt.
Alles in allem denke ich das dies, die Unmöglichkeit der Menschheit und deren Abhängigkeit von ihrer eigenen Schöpfung, in dem ausgwählten Bild sehr gut zu erkennen ist.
Die Farben , schwarz und weiß, finde ich ebenfalls gut gewählt, da die Gesellschaft gefühlslos und egoistisch ist. Es gibt somit nur eine "Schwarz-weiß-Sicht".Farben drücken immer eine Art von Emotionen oder Ähnliches aus was in dieser Gesellschaft nicht mehr vorhanden ist. Außerdem lässt der von Kurt Pinthus beschriebene schnelle Fortschritt an Möglichkeiten keinen Platz für "Zwischenposten", wie Farben.

Mittwoch, 3. September 2008

Georg Heym

*30. Oktober 1887 in Hirschberg in Schlesien
†16. Januar 1912 in Berlin (tragischer Unfall beim Schlittschuhlaufen)
--> Schriftsteller und Vertreter des frühen Expressionismus
Schulzeit:
  • Schüler des Joachimthalschen Gymnasium
  • Friedrich-Wilhelm Gymnasium in Neuruppin

--> während seiner Schulzeit verfasste er schon Gedichte und erste dramatische Schriften

  • Jurastudium in Würzburg, Jena und Berlin
  • 1911 legte er sein Staatsexamen ab

weitere Karriere:

  • juristisches Referendariat
  • 1910 trat er der Vereinigung expressionistischer Schriftsteller dem "Neuen Club" bei

--> begann mit dem ernsthaften Schreiben literarischer Werke

Sein einziger zu Lebzeiten veröffentlichter Gedichtband "Der ewige Tag" kann als einer der ersten bedeutenden deutschen Beiträge zum literarischen Expressionismus gesehen werden.

Montag, 1. September 2008

Gottfried Benn (1886-1956)

--> Zurück zu Gottfried Benns Nachtcafé

Lebensdaten:

* 2. Mai 1886 in Mansfeld, Brandenburg

† 7. Juli 1956 in Berlin

Schulzeit:

Von 1897 bis September 1903 besuchte er das Friedrichs-Gymnasium in Fankfurt an der Oder

1903 studierte Benn zunächst Theologie und Philologie auf Wunsch seines Vaters

Jedoch begann er 1905 sein Medizinstudium in Berlin

Weitere Karriere:

1910 - 1911 Unterarzt

1912 erlangte er die Zulassung als Arzt (Er entwickelte durch seinen Beruf seinen genauen Beschreibungsstil)

1914 reiste Benn nach Amerika

1917 Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten

1932 Benn unbterstützte zunächst die Nationalsozialisten, was er nachher in seiner Biographie, die den Titel "Doppelleben" trägt, als "Missverständnis" anerkennt

1933 werden seine Gedichte von den Nationalsozialisten verboten und seine Zulassung als Arzt war in Gefahr geraten, da er sich gegen gegen die Nationalsozialisten gewendet hat.

Schließlich erhält er Schreibverbot und muss in einer Militärdienststelle als Schreiber antreten

Erst nach Kriegsende konnte Benn seine Werke wieder veröffentlichen und er eröffnete seine alte Praxis wieder.

Gottfried Benn gilt als einer der bedeutendsten deustchen Dichter der literarischen Moderne

Donnerstag, 28. August 2008

Kurt Pinthus


* 29. April 1886 in Erfurt

† 11. Juli 1975 in Marbach am Neckar

Schulzeit:
  • Gymnasium Erfurt
  • Studium: Literaturgeschichte, Philosophie und Geschichte (Universitäten: Freiburg im Breisgau, Berlin, Genf und Leipzig
  • 1910 promovierte er zum Dr. phil.

weitere Karriere:

  • literarischer Berater des Rowohlt Verlags
  • Lektor im Kurt-Wolff-Verlag

--> verhalf so vielen Schriftstellern des Expressionismus zur Veröffentlichung

  • Soldatenrat (während Räterrepublik nach dem Erstem Weltkrieg)
  • 1919/1920 veröffentlichte er die Gedichtanthologie "Menschheitsdämmerung" (wurde zu literarischen Standartwerk; Einleitung zeigt die Entwicklungsgeschichte des literarischen Expressionismus auf)
  • Anfang 1920er war er Dramaturg an den Reinhardt-Bühnen in Berlin
  • Journalist bei mehreren deutschen und internationalen Zeitungen und Zeitschriften
  • zwischen 1925 und 1933 Rundfunksprecher und Mitglied der literarischen Komission bei der "Funkstunde Berlin"
  • 1933 wruden seine Werke von Nationalsozialisten verboten
  • 1938 bis 1940 Dozent an der New School for Social Research in New York City
  • 1941 bis 1947 wissenschaftlicher Berater bei der Theatersammlung der Library of Congress in Washington (D.C.)
  • 1947 bis 1961 unterrichtete er Theatergeschichte an der Colunbia-Universität in New York
  • ab ca 1967 arbeitete er im Deutschen Literatur-Archiv des Schiller-Nationalmuseum in Marbach am Neckar

Was ist Expressionismus?

1905 - 1925

"expressio" -> Ausdruck

Erster Gebrauch:
1911: Bezeichnung für Bilder

Literarischer Sinn:
Expressionismus = Ausdruckskunst (bei der mit Hilfe derer innerlich gesehener Wahrheiten und Erlebnisse im Sinne der Moderne dargestellt werden)

Entwicklung:

  • Künstler waren mit ihrer Zeit unzufrieden (Entwicklung der Welt war chaotisch verlaufen; Welt war amoralisch) -> sie ahnten die Katastrophe
  • Menschheit war unmöglich -> hatte sich abhängig von ihrer eigenen Schöpfung gemacht (z.B. Technik, Industrie)
Konsequenz: Kampf gegen Zeit und Realität (mit Hilfe der Kunst sollten die Menschen verändert werden)


  • Schreie und Aufforderungen zur Erneuerung
  • Dichter zeigten Klage, Verzweiflung, Aufruhr in ihren Werken

Probleme:

  • Ziele der Bewegung waren sehr allgemein -> ihnen war gleichgültig, in welchem Sinne etwas sich änderte; Hauptsache es geschah etwas --> AKTIVISMUS
Folge: z.B. Erster Weltkrieg wurde als ersehnte Veränderung begrüßt

Expressionismus in der Literatur:
= Abkehr vom Traditionellen und Hinwendung zu neuen Formen und Themen der Moderne

typische Merkmale der Sprache:
  • nicht einheitlich
  • ekastisch
  • übersteigert
  • metaphorisch
  • symbolistisch überhöht
  • versucht, die traditionelle Bildsprache zu zerstören
  • betont Ausdrucksfähigkeit und Rhythmen (welche fließen, hämmern oder stauen können)
  • Sprachverknappung
  • Ausfall der Füllwörter, Artikel und Präpositionen
  • Worthäufung
  • nominale Wortballungen
  • Betonung des Verses
  • Wortneubildungen
  • neue Syntaxformung


http://de.wikipedia.org/wiki/Expressionismus

http://de.wikipedia.org/wiki/Expressionismus_%28Literatur%29

Georg Heym: Die Vorstadt (1911)

In ihrem Viertel, in dem Gassenkot,
Wo sich der große Mond durch Dünste drängt
Und sinkend an dem niedern Himmel hängt,
Ein ungeheurer Schädel, weiß und tot,

Da sitzen sie die warme Sommernacht
Vor ihrer Höhlen schwarzer Unterwelt,
Im Lumpenzeuge, das vor Staub zerfällt
Und aufgeblähte Leiber sehen macht.

Hier klafft ein Maul, das zahnlos auf sich reißt.
Hier hebt sich zweier Arme schwarzer Stumpf.
Ein Irrer lallt die hohlen Lieder dumpf,
Wo hockt ein Greis, des Schädel Aussatz weißt.

Es spielen Kinder, denen früh man brach
Die Gliederchen. Sie springen an den Krücken
Wie Flöhe weit und humpeln voll Entzücken
Um einen Pfennig einem Fremden nach.

Aus einem Keller kommt ein Fischgeruch,
Wo Bettler starren auf die Gräten böse.
Sie füttern einen Blinden mit Gekröse.
Er speit es auf das schwarze Hemdentuch.

Bei alten Weibern löschen ihre Lust
Die Greise unten, trüb im Lampenschimmer,
Aus morschen Wiegen schallt das Schreien immer
Der magren Kinder nach der welken Brust.

Ein Blinder dreht auf schwarzem, großem Bette
Den Leierkasten zu der Carmagnole,
Die tanzt ein Lahmer mit verbundener Sohle.
Hell klappert in der Hand die Castagnette.

Uraltes Volk schwankt aus den tiefen Löchern,
An ihre Stirn Laternen vorgebunden.
Bergmännern gleich, die alten Vagabunden.
Um einen Stock die Hände, dürr und knöchern.

Auf Morgen geht's. Die hellen Glöckchen wimmern
Zur Armesündermette durch die Nacht.
Ein Tor geht auf. In seinem Dunkel schimmern
Eunuchenköpfe, faltig und verwacht.

Vor steilen Stufen schwankt des Wirtes Fahne,
Ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen.
Man sieht die Schläfer ruhn, wo sie gebrochen
Um sich herum die höllischen Arkane.

Am Mauertor, in Krüppeleitelkeit
Bläht sich ein Zwerg in rotem Seidenrocke,
Er schaut hinauf zur grünen Himmelsglocke,
Wo lautlos ziehn die Meteore weit.

--> Georg Heym
--> Dramenszene "Der Bettler"

Gottfried Benn: Nachtcafé (1912)

824: Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot.
Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende.

Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.

Fett im Haar
spricht zu offenem Mund mit Rachenmandeln
Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.

Junger Kropf ist Sattelnase gut.
Er bezahlt für sie drei Biere.

Bartflechte kauft Nelken,
Doppelkinn zu erweichen.

B-moll: die 35. Sonate
Zwei Augen brüllen auf:
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal,
damit das Pack drauf rumlatscht!
Schluß! He, Gigi! -

Die Tür fließt hin: Ein Weib.
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. kaum Duft.
Es ist nur eine süße Verwölbung der Luft
gegen mein Gehirn.

Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.

--> Gottfried Benn
--> Analyse und Interpretation (Präsentation)

Kurt Pinthus: Die Überfülle des Erlebens (1925)

Welch ein Trommelfeuer von bisher ungeahnten Ungeheuerlichkeiten prasselt seit einem Jahrzehnt auf unsere Nerven nieder! Trotz sicherlich erhöhter Reizbarkeit sind durch diese täglichen Sensationen unsere Nerven trainiert und abgehärtet wie die Muskulatur eines Boxers gegen die schärfsten Schläge. Wie erregte früher ein Mordprozeß, etwa der relativ harmlose der Gräfin Tarnowska, die Welt, wie wurde das Schicksal jedes Raubmörders oder Räuberhauptmanns mit fiebernder Spannung von ganzen Nationen verfolgt - während wir heute in einer ganz kurzen Zeitspanne gleich eine Serie von Massenmördern erleben, deren jeder in aller Ruhe mitten in der Oeffentlichkeit ein paar Dutzend Menschen abgeschlachtet hat. Man male sich zum Vergleich nur aus, wie ein Zeitgenosse Goethes oder ein Mensch des Biedermeier seinen Tag in Stille verbrachte, und durch welche Mengen von Lärm, Erregungen, Anregungen heute jeder Durchschnittsmensch täglich sich durchzukämpfen hat, mit der Hin- und Rückfahrt zur Arbeitsstätte, mit dem gefährlichen Tumult der von Verkehrsmitteln wimmelnden Straßen, mit Telephon, Lichtreklame, tausendfachen Geräuschen und Aufmerksamkeitsablenkungen. Wer heute zwischen dreißig und vierzig Jahre alt ist, hat noch gesehen, wie die ersten elektrischen Bahnen zu fahren begannen, hat die ersten Autos erblickt, hat die jahrtausendelang für unmöglich gehaltene Eroberung der Luft in rascher Folge mitgemacht, hat die sich rapid übersteigernden Schnelligkeitsrekorde all dieser Entfernungsüberwinder, Eisenbahnen, Riesendampfer, Luftschiffe, Aeroplane miterlebt....Wie ungeheuer hat sich der Bewußtseinskreis jedes einzelnen erweitert durch die Erschließung der Erdoberfläche und die neuen Mitteilungsmöglichkeiten: Schnellpresse, Kino, Radio, Grammophon, Funktelegraphie. Stimmen längst Verstorbener erklingen; Länder, die wir kaum dem Namen nach kennen, rauschen an uns vorbei, als ob wir selbst sie durchschweiften. Der jahrzehntelang vergeblich umkämpfte Südpol ward, innerhalb 34 Tagen, gleich zweimal entdeckt, und der sagenhafte Nordpol wird bald von jedermann auf der Luftreise von Japan nach Deutschland überflogen werden können. Vor kurzem noch ungeahnte Möglichkeiten der Elektrizitätsausnutzung, unheilbare Krankheiten, Diphtherie, Syphilis, Zuckerkrankheit durch neuentdeckte Mittel heilbar geworden, das unsichtbare Innere unseres Körpers durch die Röntgenstrahlen klar vor Augen gelegt, all diese "Wunder" sind Alltäglichkeiten geworden. Im Jahre 1913 noch erließ eine Zeitschrift ein Preisausschreiben: "Welche Nachricht würde sie am meisten verblüffen?" Wie harmlos erschienen die Antworten gegen die Ereignisse , die kurz darauf einsetzten. Der Krieg begann sich über Erde, Luft und Wasser zu verbreiten, mit Vernichtungsmöglichkeiten, die die Phantasie auch der exzentrischsten Dichter nicht zu ersinnen gewesen war. Unsere Heere überfluteten Europa; Dutzende von Millionen Menschen hungerten jahrelang; aus Siegesbewußtsein stürtzten wir in Niederlage und Revolution; Kaiser, Könige und Fürsten wurden dutzendweise entthront. Wer soll noch durch Menschenunglück erschüttert werden, der erlebte, daß vier Millionen Menschen durch Menschenhand im Krieg umgebracht wurden? Die Länder erbebten von Attentaten und Revolten; politische und soziale Ideen, von denen unsere Großeltern noch nichts ahnten, wuchsen über die Menschheit und veränderten das Antlitz der Völker und der Erde. Das Geld, einziger Maßstab realen Besitzes, verlor seinen wert und eroberte ihn wieder. Staatengebilde brachen zusammen; Konferenzen versuchten vergeblich der Welt eine Neuordnung zu geben. Die urälteste Monarchie der Erde, China, ward Republik ... und Maschinen, Maschinen eroberten unsere Planetenkruste. Zusammengeballt in zwei Jahrzehnte erlebten wir mehr als zwei Jahrtausende vor uns. Was haben wir noch zu erwarten, zu erleben? Vermögen wir uns noch zu wundern?

--> Kurt Pinthus

--> Das Bild: Die Großstadt
--> Das Interview mit Kurt Pinthus

Samstag, 23. August 2008

Impressum

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Donnerstag, 10. Januar 2008

Epoche Sturm und Drang (Gedichte)

  • ursprünglich Titel eines Dramas von Friedrich Maximilian Klinger (1752 - 1831) (Goethe´s Freund) nach diesem Werk wurde diese Epoche genannt

1. Thema

2. Typisch für die Epoche

3. Vergleich zu einem Gedicht aus einer anderen Epoche (Expressionismus)


Mittwoch, 9. Januar 2008

1. Thema

1. Thema

allgemein:
→ lyrisches Ich rebelliert gegen Autorität und Tradition
→ Erleben und Erfahrungen werden widergespiegelt
→ die nach Freiheit strebende, widerspenstige Jugend steht im Konflikt mit den Schranken der bestehenden Weltordnung
→ handelnde Personen = Aufrührer + Verbrecher

Drama:
Hauptpersonen: Genies *(leben nach eigenen Regeln und Gesetzen; im Genie äußert sich die schöpferische Kraft der Natur = Inbegriff des Ursprünglichen, Elementaren, Göttlichen), Liebende, „Kraftkerle“ (Selbsthelfer)
→ diese rennen kompromisslos gegen die Wirklichkeit an

Schlüsselroman: „Die Leiden des jungen Werthers“ von Goethe

Gedichte:
(Goethe = Erlebnislyrik)
→ Ausdruck von Gefühlen
→ persönliche Erlebnisse werden zu allgemeinen Aussagen formuliert
→ Liebe = etwas Totales; umfasst Sinne und Seele
= persönliches Erlebnis und überpersönliche Macht

Bsp.: Prometheus (Goethe)
Thema: Lyrische Ich rebelliert gegen Götter

Dienstag, 8. Januar 2008

2. Typisch für die Epoche

Typisch für Epoche:
→ von Historismus (Geschichtswissenschaften) und Irrationalismus (Lehre oder Weltanschauung, welche die Überzeugung ablehnt, dass die menschliche Vernunft eine hinreichende Erkenntnis der Welt erlangen kann) geprägt
→ Ziel: Gefühl
→ Persönlichkeitsideal der jungen Generation ist gegen Autorität und Traditionen
→ Protestbewegung / Jugendbewegung
Protest gegen:
1. absolutistische Obrigkeiten und Adel
2. bürgerliches Berufsleben (eng und freudlos)
3. überkommene Tradition in Kunst und Literatur
→ Ideal ist nicht der Dichter, sondern das Genie*
→ Erleben und Erfahrungen wurden in individuelle künstlerische Form gebracht
→ Werke spiegeln das Lebensgefühl der Generation des Sturm und Drang wider, nicht eine Form etc.
→ wahrer Mensch = „Kraftkerl“, Selbsthelfer (Denken und Handeln sind eine Einheit)
→ Subjektivität des Menschen wird ausgelebt und in Kunst ausgedrückt (Ich = Gegenstand der Betrachtung)
→ Lyrik ist Ausdruck von Gefühlen (unlösbare Einheit = Liebe, Natur, das Göttliche und der Mensch)
→ Welt der Stimmungen und Leidenshaften
→ sie hatten ein inniges Verhältnis zur Natur (wird häufig als Symbol verwendet)
→ sie gingen mit traditionellen Regeln der Politik sehr frei um und „nahmen kein Blatt vor den Mund“
→ Kritik am feudalen System und Protest gegen herrschende Moralvorstellungen
→Stürmer und Dränger sind überwiegend aus dem Mittel- und Kleinbürgertum (von der Literatur allein konnten die nicht leben, da es an sozialer Resonanz fehlt)
→ gefühls- und ausdrucksstarke Sprache = Ausrufe, halbe Sätze usw.
→ Hauptorte: Straßburg, Göttingen, Frankfurt am Main

Sonntag, 6. Januar 2008

Prometheus von Johann Wolfgang Goethe

Bedecke deinen Himmel, Zeus,

Mit Wolkendunst!

Und übe, Knaben gleich,

Der Disteln köpft,

An Eichen dich und Bergeshöh'n!

Mußt mir meine Erde

Doch lassen steh'n,

Und meine Hütte,

Die du nicht gebaut,

Und meinen Herd,

Um dessen Glut

Du mich beneidest.


Ich kenne nichts Ärmeres

Unter der Sonn' als euch Götter!

Ihr nähret kümmerlich

Von Opfersteuern

Und Gebetshauch

Eure Majestät

Und darbtet, wären

Nicht Kinder und Bettler

Hoffnungsvolle Toren.


Da ich ein Kind war,

Nicht wußte, wo aus, wo ein,

Kehrt' ich mein verirrtes Auge

Zur Sonne, als wenn drüber wär

Ein Ohr zu hören meine Klage,

Ein Herz wie meins,

Sich des Bedrängten zu erbarmen.


Wer half mir

Wider der Titanen Übermut?

Wer rettete vom Tode mich,

Von Sklaverei?

Hast du's nicht alles selbst vollendet,

Heilig glühend Herz?

Und glühtest, jung und gut,

Betrogen, Rettungsdank

Dem Schlafenden dadroben?


Ich dich ehren? Wofür?

Hast du die Schmerzen gelindert

Je des Beladenen?

Hast du die Tränen gestillet

Je des Geängsteten?


Hat nicht mich zum Manne geschmiedet

Die allmächtige Zeit

Und das ewige Schicksal,

Meine Herren und deine?


Wähntest du etwa,

Ich sollte das Leben hassen,

In Wüsten fliehn,

Weil nicht alle Knabenmorgen-

Blütenträume reiften?


Hier sitz' ich, forme Menschen

Nach meinem Bilde,

Ein Geschlecht, das mir gleich sei,

Zu leiden, weinen,Link

Genießen und zu freuen sich,

Und dein nicht zu achten,

Wie ich!



Inhalt
Formal

Samstag, 5. Januar 2008

Inhalt

- Prometheus verkündet stolz seine Unabhängigkeit, greift "Götter" an
- Prometheus stellt Menschen Werk in den Vordergrund, Menschen haben den Göttern nichts zu verdanken
-> nur die Zeit und das Schicksal sind allmächtig
- Götter können nur existieren, weil es unmündige Menschen gibt, die an sie glauben
-> Prometheus wendet sich von den Göttern ab , wer aufgeklärt ist, begreift und vertraut seinem eigenen "Genius"(=Begriff in Sturm und Drang anders gebraucht als heute, Genius im Sinne einer schöpferischen Kraft, die angeboren ist)

Freitag, 4. Januar 2008

Formal

  • Hymne / Ode
  • 7 Strophen => keine Reime
  • lyrisches Ich spricht lyrisches Du an ( Imperativ, z.B. "Bedecke")

Zusammenfassung: Auflösung der christlichen Ordnungsvorstellungen (politische Ordnung ist miteingeschlossen), formal erkennbar an deren Rhytmen ( Zeus, Beispiel für weltliche Autoritäten)

Mittwoch, 2. Januar 2008

Vergleich
Expressionismus - Sturm und Drang
(Nachtcafé von Gottfried Benn - Prometheus von Goethe)

Expressionismus
1905 - 1925
Ziel: Menschheit will Freiheit zur Entfaltung (Schrei), Aktivismus, Abkehr von traditionellen Formen
Auflehnung gegen Beschönigung (Ästhetik des Hässlichen)
Bsp.: Prometheus
-> Personen = Instrumente (verhässlicht durch Sauf- und Rülpsgeschehen) und hässliche Attribute
-> Verdinglichung der Personen und Personifizierung der Dinge
-> Aspekt des Hässlichen
-> Autor kaum im Blickfeld außer Vers 15
Sturm und Drang
1767 - 1785
Ziel: Gefühl, Mensch steht als Individuum im Mittelpunkt, gegen Autorität und herrschende Moralvorstellungen
Ideal = Genie mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen; in ihm äußert sich die schöpferische Kraft der Natur (inniges Verhältnis zur Natur)
Subjektivität des Menschen wird ausgelebt
Bsp.: Prometheus
-> Prometheus steht im Mittelpunkt, gegen Götter
-> viele Wörter aus dem Wortfeld Natur verwendet
-> lyrisches Ich spricht an lyrisches Du (Imperative)
-> viele rethorische Fragen